„Unter 1.000 mach’ ich’s nicht“ – Scientists for Future startet Aktion gegen Kurzstreckenflüge in der Wissenschaft

Berlin, 28.11.2019 – Anlässlich des Weltklimastreiks am 29.11. starten Wissenschaftler*innen von Scientists For Future aus Berlin-Brandenburg eine Kampagne zum Verzicht auf Dienstreisen mit dem Flugzeug über kurze Strecken. „Unter 1.000 mach’ ich’s nicht“ heißt die Aktion, mit der die Anzahl der dienstlich bedingten Flugreisen über Kurzstrecken drastisch reduziert werden soll.

Im September 2019 hatten die TU Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universität Potsdam die Initiative ergriffen und gemeinsam mit weiteren fünf Einrichtungen in der Region Berlin-Brandenburg bereits über 1.850 Selbstverpflichtungen zur Vermeidung von Kurzstreckenflügen gesammelt. Aufgrund der guten Resonanz und der Nachfrage vieler Wissenschaftler*innen im Bundesgebiet, in Österreich und der Schweiz wird die Kampagne nun ausgeweitet.

„Auch wissenschaftliche Einrichtungen sind Organisationen, in denen sich sehr viel in Richtung Klimaschutz bewegen muss“, erläutert Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer von der TU Berlin die Motivation für die Kampagne. Eine Untersuchung der ETH Zürich zeigt, dass dort die Hälfte der CO2-Emissionen der Hochschule auf Reisen zurückzuführen sind, davon 93% auf das Fliegen. Unbestritten ist, dass Wissenschaftler*innen berufsbedingt reisen müssen, aber zumindest für Strecken unter 1000 Kilometern wäre die Bahn eine gute Alternative.

„Bei Kurzstreckenflügen ist es für jeden einzelnen möglich, klimaschädliche Alltagsroutinen zu überdenken und entsprechend den Notwendigkeiten anzupassen“, betont Professor Stefan Müller von der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Selbstverpflichtung umfasst den Verzicht auf dienstliche Flugreisen bis 1.000 km (bzw. Reisen bis 12 Stunden). Angesichts des steigenden Anspruchs an die Internationalisierung der Wissenschaft kann dies nur ein erster Schritt sein. Weitere Maßnahmen, wie der zunehmende Einsatz von Videokonferenzen, aber auch die Kompensation von Langstreckenflügen sind notwendige Bestandteile von universitären Klimaschutzplänen.

„Wissenschaftliche Einrichtungen stehen in der Pflicht, in Sachen Klimaneutralität voranzugehen“, unterstreicht Professor Gisbert Fanselow von der Universität Potsdam. Noch in diesem Jahr soll dort ein integriertes Klimaschutzkonzept beschlossen werden, zu dem auch eine ambitionierte interne Kompensation sämtlicher Flugreisen gehört.

Dass die Sensibilität für das Thema wächst, zeigt sich auch daran, dass andere Universitäten, so auch die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, bereits weitergehen und dienstliche Kurzstreckenflüge nur noch mit Ausnahmegenehmigung zulassen.

„Scientists for Future“ entstand als Reaktion von Wissenschaftler*innen auf die Proteste der jungen Generation. Scientists for Future ist überparteilich und überinstitutionell und sieht seine Aufgabe nicht nur darin, die Jugendlichen mit Wissen und Argumenten zu unterstützen. Ebenso wichtig ist, der Gesellschaft aufzuzeigen, dass ein „Weiter wie bisher“ nicht mehr möglich ist. Wir müssen endlich von völlig unzureichenden, oft nur symbolischen Maßnahmen wie dem „Klimapaket“ der Bundesregierung zu Handlungen in wirksamer Größenordnung übergehen. Die Kampagne möchte ein Zeichen setzen, dass sich jede und jeder daran bereits heute beteiligen kann.

Wissenschaftler*innen können vom 29.11.19 bis 29.02.20 die Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge hier eingehen:
unter1000.scientists4future.org

Die Aktion ist Teil einer größeren Kampagne „Unter 1000 mach’ ich’s nicht“, die sich auch an Privatpersonen und Unternehmen richtet (www.unter1000.de).

Kontakt:

Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer, Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin,
Prof. Dr. Stefan Müller, Humboldt Universität zu Berlin,
Geschäftsstelle Scientists For Future,
An dieser Stelle Dank und Gedenken an Prof. Dr. Gisbert Fanselow, Universität Potsdam, der maßgeblich diese Aktion ins Leben gerufen hatte.