S4F-Update – Newsletter 2023/02

Liebe Leser:innen,

willkommen zur zweiten Ausgabe des S4F-Newsletters. Zum Ende der parlamentarischen Sommerpause haben über 400 Wissenschaftler:innen aus den Reihen von Scientists for Future (S4F) in einem Plädoyer für parteiübergreifende Klimapolitik dazu aufgefordert, sich über Parteigrenzen und -programme hinaus den globalen Herausforderungen der Klimakrise zu stellen.

In einer Fallstudie haben S4F-Energieexperten vorgerechnet, dass Biogas und Wasserstoff keine Lösung für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Kommunen sind. In Hessen und Bayern konnten vor den Landtagswahlen Wähler:innen mit Hilfe des ScienceOmat die Parteiprogramme mit den eigenen Einstellungen abgleichen und in Mainz haben prominente Scientists im Rahmen einer gut besuchten Podiumsdiskussion die Rolle von Wissenschaft in Multikrisenzeiten diskutiert.

Was S4F in Regional- und Fachgruppen sonst noch bewegt, haben wir für Euch in diesem Newsletter zusammengestellt.

Viel Spaß beim Lesen

wünscht

Euer S4F-Redaktionsteam

Keine Parteigrenzen für Klimapolitik: Ein Plädoyer für eine überparteiliche Klimapolitik innerhalb der planetaren Grenzen

Die bisher vorliegenden politischen Vorschläge zur Bekämpfung der Klimakrise sind sowohl vonseiten der Regierung als auch der parlamentarischen Opposition in ihrer Gesamtheit noch immer nicht der realen Größe des Problems angemessen, sondern reflektieren überwiegend parteipolitisch motivierte Erwägungen. Anlässlich der Beendigung der parlamentarischen Sommerpause forderten über 400 Wissenschaftler:innen in einer aus den Reihen von Scientists for Future (S4F) initiierten Stellungnahme dazu auf, diese traditionellen Politikmuster zu überwinden und sich parteiübergreifend den naturgesetzlich vorgegebenen Notwendigkeiten zu stellen.

Wärmewende vor Ort

Biogas und Wasserstoff: keine Lösung für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Kommunen

Biogas und Wasserstoff sind keine Lösung für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Kommunen. Das hat eine kürzlich erschienene Fallstudie festgestellt, die von einer Arbeitsgruppe um Jens Clausen vom Borderstep Institut Hannover in Zusammenarbeit mit der S4F-Fachgruppe Kommunaler Klimaschutz veröffentlicht wurde.

In mehreren Policy Papers hatte die Arbeitsgruppe bereits auf die Risiken und Kosten hingewiesen, die im Zuge der Energie- und Wärmewende auf die Kommunen zukommen können, wenn sie für die Zukunft der kommunalen Energieversorgung weiterhin auf die überkommenen Verbrennungstechnologien setzen. Wer auf Gasnetze setzt, nimmt für die Zukunft hohen Flächenverbrauch und hohe Kosten in Kauf, ist das zentrale Ergebnis der Studie. weiterlesen

Energie sparen mit Fensterfolien

Fenster sind in fast allen Gebäuden Wärmelecks, durch die Wärme-Energie aus den Gebäuden nach außen abgestrahlt wird und so verloren geht. Umgekehrt kann einfallende Solarstrahlung durch sie ins Gebäude gelangen, was im Winter zur Entlastung der Gebäude-Wärmeversorgung führen kann, im Sommer allerdings auch zu erhöhter Wärmebelastung.

Fensterfolien sind ein Mittel, mit dem diese Wärmeverluste und -gewinne in einem gewissen Maß beeinflusst werden können. Dieses ist vor allem für Mietwohnungen relevant. In einer Handreichung geben Mitglieder der FG Energie einen Überblick über die verschiedenen Folientypen und Verfahren. Handreichung „Energie sparen mit Fensterfolien“

Woche der Wärmepumpe

Im Rahmen der Energiewende wurde das Heizungsgesetz Anfang September vom Bundestag beschlossen und tritt ab Anfang nächsten Jahres nach und nach in Kraft. Eine wesentliche Rolle in der Diskussion nehmen die Wärmepumpe, die Wärmeplanung und auch Wärmenetze ein. Die nun beginnende Abkehr von Öl- und Gasheizungen schafft bei Hausbesitzenden wie bei Mietenden viele Unsicherheiten und wirft zahlreiche Fragen auf. Zudem bekommen die Kommunen mit der kommunalen Wärmeplanung eine neue Aufgaben, die ebenfalls neu ist und Fragen aufwirft. Das Projekt „Solare Wärmepumpe“, das von Forschenden der Scientists for Future, der Leibniz Universität Hannover und dem Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit durchgeführt wird, hat mit Förderung der NKI eine Vortragsreihe in Niedersachsen organisiert, deren Höhepunkt die Woche der Wärmepumpe war. Bisher konnten ca. 4.500 Menschen erreicht und über Wärmewende, Wärmeplanung und Wärmepumpe informiert werden. Wo die Vorträge stattgefunden haben und noch stattfinden, entnehmen Sie der Karte Veranstaltungen

Online-Seminarreihe “Wärme vor 12” – Wissenswertes zur Wärmewende

Der Umbau der Wärmeversorgung ist Kernelement der Energiewende, doch viele Menschen sind verunsichert: Wie gelingt die Wärmewende nachhaltig, sozial und partizipativ? Letztes Jahr im Herbst haben BürgerBegehren Klimaschutz e.V. und die Scientists For Future die online-Seminarreihe „Wärme vor 12“ gestartet. Auch in der zweite Runde gibt es jeden zweiten Dienstag in der Mittagspause eine Stunde lang Hintergrundwissen zur Wärmeversorgung, zukunftsfähigen Technologien und Möglichkeiten der Beteiligung.

Den ersten Vortrag hielt Elisabeth Staudt, Wärme-Expertin der Deutschen Umwelthilfe, zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Anfang September im Bundestag beschlossen. Das GEG zielt darauf ab, das Heizen in Deutschland durch einen schrittweisen Austausch von Öl- und Gasheizungen klimafreundlicher zu machen. Aber was bedeutet das Heizungsgesetz konkret? Die Energie-Expertin stellt die Kernpunkte des Gesetzes vor und erläutert, warum die Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichen.

Scientists for Future: Wer sind wir eigentlich?

Scientists for future hat durchaus Wirkkraft entwickelt – das lässt sich nach über viereinhalb Jahren feststellen. Aber auch, dass der nächste Entwicklungsschritt schon lange überfällig ist. Vor diesem Hintergrund ist eine Bestandsaufnahme mehr als sinnvoll. Vor zwei Jahren haben sich drei Wissenschaftler:innen der Universität Osnabrück – unter ihnen Laura Herzog, seinerzeit die erste S4F-Fördervereinsvorsitzende – vorgenommen, die Scientists for Future mal genauer zu untersuchen. Anhand von Daten aus einer Umfrage unter Mitgliedern dieser Bewegung im Sommer 2021 untersuchen sie die Motivationen und Perspektiven zur Rolle von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in demokratischen Prozessen und ihre Einstellungen zu einem reformistischen oder radikaleren Weg hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft und nachhaltiger Entwicklung. weiterlesen

Fachgruppe Industrie: Expertise zur nachhaltigen Transformation von Unternehmen

Im Dialog mit Unternehmen deren Weg zur Nachhaltigkeit beschleunigen, das hat sich die 2021 gegründeteFachgruppe Industrie & Unternehmen zum Ziel gesetzt. Dazu stellt sie ihre Expertise zu Unternehmen und der Transformation zu nachhaltigem Wirtschaften für das Netzwerk der Scientists bereit. Die aktuell rund 50 Mitglieder der Fachgruppe arbeiten in der Industrie oder industrienahen Forschung und haben ein fachliches Angebotsportfolio für das S4F-Netzwerk und andere Interessenten entwickelt.

Faktencheck zur Klimapolitik der AFD

Anlässlich des Landesparteitags der AFD im August in Celle hat der Energiewende-Experte und Scientist Dr. Michael Huber auf der Gegendemonstration die „alternativen Wahrheiten“ der AFD zu Klimawandel und Energiewende einem Faktencheck unterzogen. An welchen Stellen die AFD lügt und warum China bis zu 300 Milliarden jährlich in Erneuerbare Energien steckt, ist hier nachzulesen.

Science-O-Mat in der Landtagswahl: mündige Bürger:innen und die Wissenschaft

Wer bei den Wahlen in Bayern und Hessen seine/ihre eigenen Ansichten in Sachen Klimawandel, Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung mit den programmatischen Vorstellungen der Parteien abgleichen wollte, konnte wie bei den Bundestagswahlen nun auch auf Länderebene den „Science-O-Maten“ nutzen. Das Team der Wissenschaftler:Innen aus verschiedenen Disziplinen hatte die Programme aller zur Wahl zugelassenen Parteien durchforstet und angefragt, sich zu insgesamt 15 Sachverhalten zu positionieren. weiterlesen

Klimalots:innen und neue Klimamobile

Die Flotte der von S4F-Gruppen initiierten Klimamobile hat weiteren Zuwachs bekommen: Seit Juli rollt in Tübingen ein Klima-E-Bus im städtischen Verkehrsnetz. Im September gliederte sich in Hamburg ein Klimabus ins Liniennetz der Hochbahn ein, und in Bielefeld sprechen Klimalots:innen bei Sonderfahrten mit Fahrgästen über das Klima. Die ÖPNV-Fahrzeuge mit Botschaft reihen sich ein in eine stetig wachsende Flotte von Schienen- und Straßenfahrzeugen, die zuvor bereits in Bremen, Berlin, Bielefeld, Hamburg sowie Kiel auf die städtischen Straßen gerollt sind.

Podiumsdiskussion in Mainz: Follow the Science? Wissenschaft in Multikrisenzeiten

Am 12. Oktober gab es in Mainz eine erfolgreiche Wiederholung einer großen Podiumsdiskussion der Scientists for Future Mainz/Wiesbaden mit hochkarätigen Gästen zum Thema „Wissenschaft in Multikrisenzeiten“. Das mit Maja Göpel, Sebastian Seiffert, Maren Urner und Özden Terli prominent besetzte Podium in Mainz diskutierte, wohin der Weg „Follow the Science“ in diesen turbulenten Zeiten mit Krieg, Klima-, Biodiversitäts-, Flüchtlingskrisen führen kann. „Follow the science – ist das noch eine Frage oder eher ein Imperativ?“ war eine der ersten Fragen, die die Moderatorin Isabell Zipperle an das Podium stellte und somit eine gut zweistündige Diskussion eröffnete. Knapp 400 Besucher:innen im Hörsaal und rund 1000 vor den Bildschirmen im Livestream verfolgten die Debatte und stimmten zu gut 2/3 für eine Wissenschaft, die politisch sein darf. Einen Rückblick auf die Veranstaltung, die Inga Thao My Bui mit einem Gedicht krönte, könnt Ihr hier nachlesen oder den Stream auf Youtube anschauen. 

Unbedingt anschauen auch das großartige Graphical recording von Regina Rollmann von buntbüro.

Bereits im Jahr zuvor hatten Özden Terli und Sebastian Seiffert mit Harald Lesch, Lea Dohm, und Sara Schurmann das Thema „Klimakrise ist jetzt: Muss Wissenschaft lauter werden?“ diskutiert.

#LecturesForFuture: Multiple Facetten des Klimawandels 

Die nächsten Jahre werden darüber entscheiden, ob das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht werden kann. Die ScientistsForFuture Trier starten im Wintersemester 2023/24 in die nächste Runde der #LecturesForFuture und laden dazu ein, im Rahmen der Open University gemeinsam die multiplen Facetten der Nachhaltigkeitskrise zu diskutieren. 

Göttinger Kolloquium: Biosphäre am Limit

Der UN-Weltbiodiversitätsrat  IPBES stellt fest, das wir uns bereits im sechsten großen Massen-Aussterben der Erdgeschichte befinden. Das Besondere diesmal: die Ursache ist eine einelne Spezies, nämlich wir. In einem Online-Kolloquium der Scientists for Future Göttingen im September berichtete Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese aus eigener Forschung und über dringend notwendige Maßnahmen. Rund eine Million Arten könnten in den nächsten Jahrzehnten verschwinden – ein gigantisches Sterben, das untrennbar auch mit der Klimakrise verbunden ist. Klima und Artenvielfalt sind voreinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig und müssen folglich zusammen gedacht und geschützt werden. Die Biodiversität ist unsere Existenzgrundlage. Noch ist der Prozess des Artensterbens vergleichsweise leicht zu stoppen. Aber es bedarf jetzt eines beherzten Eingreifens.

Buxtehude im Wandel: „Nachhaltiger Herbst“

Die Initiative „Buxtehude im Wandel“, die Scientists for Future Buxtehude und die Hamburger Rüm Hart-Stiftung organisieren im Herbst und Winter eine neue Veranstaltungsreihe in Buxtehude. In Zusammenarbeit mit Buxtehuder Schulen und Unterstützung der Stadt Buxtehude werden unter dem Titel „Nachhaltiger Herbst“ verschiedene Veranstaltungen zu den Themen Nachhaltigkeit vor Ort, Klimawandel und Müllvermeidung mit spannenden Referentinnen und Referenten angeboten und eigene Handlungsmöglichkeiten in Buxtehude aufgezeigt.

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