Die Werkstatt der #Zukunftsbilder @ScientistsforFuture auf dem TazLab 2023
Schönstes Frühlingswetter hatten wir beim TazLab am Samstag, den 22. April 2023. Ein Glück, denn unsere Werkstatt war draußen, auf dem Bauhüttengelände neben dem TAZ-Gebäude. Etwa 20 Leute haben mitgemacht, obwohl nebenan das TazLab tobte. Denn Wohnen ist ein Problem. Der Wohnungsmarkt in Berlin ist festgefahren, nur noch mit sehr gutem Einkommen gibt es eine Wahl. Aber wie ginge es anders? Können wir klimaschonender und gleichzeitig sozialer wohnen, und doch im Kiez bleiben, in dem wir verwurzelt sind?
Prof. Jan Blieske und Dr. Lorena Valdivia von der Fachgruppe S4F Bauen-Wohnen-Habitat, lieferten dazu zunächst Gedankenanstöße. „Die durchschnittlichen Wohnflächen pro Person sind stark gewachsen seit den 1970er Jahren, von 26 qm pro Person (1972) auf 47 qm pro Person (2022)“, sagte Jan. Insbesondere gibt es heute sehr viel mehr Ein-Personen-Haushalte, die im Schnitt sogar 68 qm beanspruchen. Aber wie kommt man da raus? Jan Blieske beobachtet bei der jüngeren Generation eine hohe Bereitschaft zum Jobwechsel und zur Mobilität. Flexible Grundrisse könnten eine Lösung sein, um Wohnraum an die jeweiligen Lebensphasen anzupassen, dafür eignen sich die Berliner Mietshäuser sogar sehr gut. „2040 kommt die heute junge Generation in das Alter, in dem ihre Kinder ausziehen. Vielleicht bleiben sie dann so flexibel und verkleinern sich wieder.“
Lorena betonte, dass Neubau keine klimaschonende Lösung sei: „Die Baubranche mit ihrem ungeheuren Verbrauch an fossilen Ressourcen und Baustoffe wie Beton und Stahl trägt über ein Drittel der CO2-Emissionen bei. Außerdem sollten wir auf keinen Fall noch mehr Flächen versiegeln, sondern im Gegenteil, endlich mit der Entsiegelung vorankommen, damit Städte wieder grüner und resilienter gegen Starkregen und Hitzewellen werden“. Lorena zitierte den Wohnwendeökonomen Dr. Daniel Fuhrhop, der plakativ fordert: Verbietet das Bauen! Stattdessen gelte es, den „unsichtbaren Wohnraum“ endlich zu nutzen, ob in Bürogebäuden oder im Bestand, durch Umbau und modulare Einteilung oder auch durch Anreize für die Kommunen, ihr Engagement bei der Aktivierung von Wohnraum im Bestand auszubauen (z.B. mit dem Programm „Wohnraumoffensive“), z.B. durch Homesharing, Wohnungstausch oder „Wohnen für Hilfe“.
Anschließend ging es gleich in die aktive Phase: Ein paar Minuten dachte jeder für sich nach, wie er oder sie am liebsten in Zukunft wohnen würde. Dann tauschte man die Ideen mit einer anderen Person aus, im nächsten Schritt in Vierergruppen, schließlich stellte jede Gruppe im Plenum die Idee vor, die besonders ankam.
Garten und Gemeinschaft
Niemand wünschte sich eine futuristische Materialschlacht wie „Neom – The Line“, vielmehr war das Stichwort zum glücklichen Wohnen Gemeinschaft. Dies spiegelte sich auch in den Klappkarten, auf die alle ihre persönlichen Wunschvorstellungen schrieben. Die Aufgabe war: Schreib eine Postkarte aus deiner eigenen Zukunft. Aus den insgesamt 17 Karten, die wir fotografieren durften, stach ein Wunsch besonders hervor: gemeinsame Gärten, Zugang zu Grün. Außerdem die Freude an Kontakten, ob zu Enkeln oder Nachbarinnen, Gemeinschaftsräume zum Arbeiten und Orte, wo man sich treffen kann. So schwer ist es gar nicht, diese Träume möglich zu machen.
Grüße aus der Zukunft
Mehr zu den Zukunftsbildern: https://de.scientists4future.org/zukunftsbilder/
Fotos in diesem Beitrag: Christof Häberle /Kontakt: <>
Text: Antonia Rötger