Kohlefakten

Diese Fakten wurden am 24. November 2021 als Twitterthread veröffentlicht.

Unsere #Kohlefakten zeigen, dass ein #Kohleausstieg spätestens 2030 notwendig ist, und welche Maßnahmen in dieser Legislaturperiode dafür ergriffen werden müssen: Ausbau der erneuerbaren Energiegewinnung, Mobilitätswende, Wärmewende und Effizienzwende.

1,5°-Ziel erfordert Kohleausstieg bis spätestens 2030

Aus dem Ziel, die 1,5-Grad-Grenze der globalen Klimaerhitzung mit nur 50%-iger Wahrscheinlichkeit nicht zu überschreiten, ergibt sich für Deutschland ein #CO2-Budget von rund 3,6 Gt ab Beginn 2021.

Selbst im Falle eines #Kohleausstiegs 2030 muss die Auslastung der Kraftwerke rechtzeitig und kontinuierlich gedrosselt werden, um im Rahmen dieses CO2-Budgets zu bleiben. Mit den derzeitigen Plänen der Landesregierungen und der #Kohle-Tagebau-Betreibenden würde der zulässige Anteil der Kohleverstromung am CO2-Budget um ein Vielfaches überschritten.

Quellen und Links:

CO₂-Bepreisung und soziale Ungleichheit in Deutschland
Stellungnahme der Scientists for Future zu den „Forderungen von Fridays for Future Deutschland an die deutschen Vertreter*innen auf EU-Ebene“
Umweltgutachten 2020: Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa

Das restliche #CO2Budget zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels lässt sich beispielsweise anteilig pro Kopf auf Staaten und weiter auf einzelne Sektoren aufteilen. Dabei gilt, dass in der kostengünstigsten Variante solche Sektoren ihre Emissionen überproportional reduzieren, die verhältnismäßig leichter auf Alternativen umsteigen können – dies betrifft insbesondere die #Energiewirtschaft und die Kohleindustrie. Dies ermöglicht anderen Sektoren, in denen eine Umstellung auf andere Prozesse und Energieträger schwieriger ist, eine längere Anpassungsphase.

Würden wir nicht das verbleibende CO2-Budget anteilig pro Kopf aufteilen, sondern die höheren historischen Emissionen der Industrienationen mit einrechnen, hätte beispielsweise Deutschland kein CO2-Budget mehr übrig.

Das neue #Klimaschutzgesetz macht bis 2030 den #Kohleausstieg, eine Verdreifachung der Wind-Leistung und eine Versechsfachung der Photovoltaik-Leistung notwendig. Dank des neuen 2030-Klimaziels von minus 65% Treibhausgas-Emissionen gegenüber 1990 führt kein Weg mehr daran vorbei:

Der Ausbau der #Erneuerbaren Energien muss erheblich beschleunigt werden.

In allen Szenarien-Rechnungen, die die Ziele des europäischen Green Deals beziehungsweise des neuen Klimaschutzgesetzes als Grundlage verwenden, ist der #Kohleausstieg im Stromsektor 2030 weitgehend abgeschlossen. Der Erdgas-Ausstieg muss bis spätestens 2045 im Jahr der #Klimaneutralität vollzogen sein. Energie aus Kohle muss möglichst durch erneuerbare Energiegewinnung und nicht nur durch #Erdgas ersetzt werden, damit der Erdgasbedarf nicht massiv ansteigt.

Quellen und Links:

Agora Energiewende: Es führt nur ein Weg nach Rom
Climate Analytics Coal phase-out
Science Direct: Energy transition scenarios: What policies, societal attitudes, and technology developments will realize the EU Green Deal?
Energy Watch Group: An Economically Viable 100% Renewable Energy System for
All Energy Sectors of Germany in 2030

Scientists for Future: Klimaverträgliche Energieversorgung für Deutschland – 16 Orientierungspunkte
Umweltrat: Umweltgutachten 2020 – Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa
DIW: Neuer Szenariorahmen mit CO2-­Emissionsreduktionszielen und weniger Braunkohle
BMU: Lesefassung des Bundes-Klimaschutzgesetzes 2021
Scientists for Future: Der EU bleiben noch 20 Gigatonnen CO2
Umweltrat: Was jetzt zu tun ist: Empfehlungen für eine ökologische Transformation

Den Kohleausstieg bis 2030 sozialverträglich gestalten

Es ist Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen für einen sozialverträglichen #Strukturwandel zu schaffen, der jüngeren Fachkräften und der Region sichere Perspektiven schafft.

Der #Kohleausstieg bis 2030 kann und muss #sozialverträglich gestaltet werden. Nur so wird der Strukturwandel gelingen. Es ist Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Dabei kann auf den Erfahrungen aus dem Steinkohleausstieg aufgebaut werden. Ein früherer Kohleausstieg bedeutet nicht #Arbeitslosigkeit für die Tagebau-Mitarbeiter:innen. Ein großer Teil der Belegschaft geht altersbedingt bis 2030 in den Ruhestand.

Es ist Aufgabe der Politik, für jüngere Arbeitnehmer:innen und die Region sichere Perspektiven zu schaffen. Studien zur sozialen Abfederung des Steinkohleabbaus in Deutschland zeigen, wie Sozialprogramme für Bergarbeiter im #Strukturwandel sinnvoll gestaltet werden können und wie wichtig es ist, Infrastrukturen sowie weiche Standortfaktoren zu stärken.

Quellen und Links:

Scientists for Future: CO₂-Bepreisung und soziale Ungleichheit in Deutschland
Scientists for Future: Antworten auf zentrale Fragen zur Einführung von CO2-Preisen
DIW: Die Beendigung der energetischen Nutzung von Kohle in Deutschland
Scientists for Future: Pro-Kopf-Klimaprämie statt Gießkannenprinzip
Energies, an international, peer-reviewed Open Access journal
Scientists for Future: Klimaverträgliche Energieversorgung für Deutschland – 16 Orientierungspunkte

Kohleausstieg bis 2030 in den Revieren NRW und Lausitz

Die Einhaltung der 1,5-Grad-Pfade bzw. -Budgets bedeutet in allen Studien, dass die #Kohle unter den von Abbaggerung bedrohten Dörfern nicht mehr genutzt werden kann. Eine Zerstörung weiterer #Dörfer ist mit #Klimaschutz nicht vereinbar.

Im Gegenteil, durch prognostizierbaren Minderbedarf sowie die Einhaltung der völkerrechtlich bindenden Pariser #Klimaziele sind zusätzliche Tagebau-Verkleinerungen über die Bereiche der Dörfer hinaus notwendig. Selbst bei maximal annehmbarer Auslastung der Kraftwerke besteht kein Kohlebedarf, der die Inanspruchnahme des Sonderfelds Mühlrose rechtfertigt – es sind sogar weitere Tagebau-Verkleinerungen in der #Lausitz notwendig.

Gleiches gilt für das Rheinische Revier, seine Dörfer und den Hambacher Forst. #NRW

DIW: Studie zur Revision des Revierkonzeptes 2021 der LEAG – Inanspruchnahme des Sonderfeldes Mühlrose ist energiewirtschaftlich nicht notwendig

Der #Kohleausstieg in der #Lausitz wird bis spätestens 2030 vollzogen sein. Dies zeichnet sich durch die geringere Auslastung der Kraftwerke bereits ab. Es ist klimapolitisch notwendig und volkswirtschaftlich betrachtet sinnvoll, Kraftwerke schnellstmöglich zu schließen. Es ist Aufgabe der Politik, dies für die Regionen und MitarbeiterInnen planbar und sozialverträglich zu gestalten.

Quellen und Links:

DIW: Kein Grad weiter – Anpassung der Tagebauplanung im Rheinischen Braunkohlerevier zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze
DIW: Studie zur Revision des Revierkonzeptes 2021 der LEAG
Scientists for Future: Wesentliche Defizite des geplanten Kohleausstiegsgesetzes KVBG-E

Kohleausstieg ist Wasserschutz

Der Abbau von Braunkohle ist seit Jahrzehnten ein massiver Eingriff in den Wasserhaushalt aller Abbau-Regionen und darüber hinaus in weitem Umkreis. Die Folgen des Lausitzer Braunkohleabbaus z.B. sind eine Versauerung der Spree1 sowie #Wasserknappheit. Die Wasserknappheit wird durch den #Klimawandel verschärft – es ist viel zu trocken. Nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes, sondern auch des #Gewässerschutzes ist eine Weiterführung der Tagebaue bis 2038 nicht vertretbar. Nachhaltiges Wassermanagement ist erforderlich. Auch die geplante Lausitzer Seenlandschaft muss angepasst werden, u.a. um Verdunstungsflächen gering zu halten.

Quellen und Links:

Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft: Finanzielle Vorsorge im Braunkohlebereich
Grüne Liga: Anforderungen an die aktuellen Planungsprozesse im Lausitzer Braunkohlenrevier
Parlamentsdokumentation Brandenburg: Eine klare Zukunft für die Spree – Gesamtstrategie umsetzen und Wasserhaushalt
sichern

1 Korrektur: Da der pH-Wert der Spree durchgehend im neutralen Bereich bleibt, sollte hier besser von einer „Eisen- und Sulfatbelastung der Spree“ gesprochen werden.

Kohleausstieg ist Luft- und Gesundheitsschutz

Insbesondere die Kraftwerke im Mitteldeutschen Revier stoßen schädliches #Quecksilber aus, wie das Emissionsregister #PRTR zeigt. Die schärferen EU-#Grenzwerte wurden bislang nicht in deutsches Recht umgesetzt.

Quellen und Links:

Quecksilber-Emissionen aus Kohlekraftwerken – Auswertung der EU
Klimareporter: Kraftwerke vor Quecksilber-Grenzwerten geschützt
Umweltbundesamt: Nationale Trendtabellen für die deutsche Berichterstattung atmosphärischer Emissionen (Schwermetalle) -Exceldatei
Costs of Health Damage from Atmospheric Emissions of Toxic Metals
Klima-Allianz: Stickstoffoxid-Emissionen aus Kohlekraftwerken

Erdgas ist die neue Kohle

Der #Kohleausstieg in der EU muss 2030 vollzogen sein. Aber auch der #Erdgasausstieg muss – um das Pariser Klimaziel einzuhalten – bis spätestens 2038/2040 umgesetzt sein. Die Freisetzung von #Methan über seinen gesamten Nutzungspfad bewirkt die stärkere Klimaschädlichkeit von #Erdgas, die aber methodisch unterschätzt wird. Methan erwärmt die Atmosphäre stärker als CO2. Die #Erdgaskrise ist ein guter Moment, um den #Erdgasausstieg anzugehen. Durch den ambitionierten Ausbau erneuerbarer Strom- und Wärmeversorgung muss sichergestellt werden, dass der Erdgasverbrauch bereits in den nächsten Jahren nicht weiter zunimmt, sondern abnimmt.

Quellen und Links:

DIW: Am Klimaschutz vorbeigeplant – Klimawirkung, Bedarf und Infrastruktur von Erdgas
Scientists for Future: Ausbau der Erdgas-Infrastruktur: Brückentechnologie oder Risiko für die Energiewende?

Erneuerbare Energien und Kohleausstieg bis 2030

#ErneuerbareEnergien Zahlreiche wissenschaftliche Studien weisen bereits nach, dass die Versorgung von Deutschland und Europa mit Strom und Wärme im Falle eines deutlich vorgezogenen Kohleausstiegs aus erneuerbaren Energiequellen gewährleistet werden kann. Mit #Windkraft und #Photovoltaik-Freiflächen erzeugt man elektrische Energie heute ohne Subventionen zu Preisen, die deutlich geringer sind als die Kosten der CO2-Emissionszertifikate für Kohlestrom.

Quellen und Links:

Greenpeace Energy: was Braunkohlestrom wirklich kostet
Wuppertal Institut: CO2-neutral bis 2035
Agora Energiewende: Klimaneutrales Deutschland 2045
Pathways for Germany’s Low-Carbon Energy
DIW: Erneuerbare Energien als Schlüssel für das Erreichen der Klimaschutzziele im Stromsektor
DIW: Scenarios for Coal-Exit in Germany

Geschlechtergerechtigkeit im Strukturwandel

Neue Publikationen zeigen, dass Frauen von Kohleausstiegen anders betroffen waren als Männer, und dass #Geschlechtergerechtigkeit bei der Transformation des Energiesystems zu berücksichtigen ist. Hier besteht Forschungsbedarf. #JustTransition #Gender /@paula_walk

Quellen und Links:


Strengthening Gender Justice in a Just Transition
DIW: Abstract – Strengthening Gender Justice in a Just Transition
genanet: Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen Klimapolitik

Ende des Threads. Danke für Eure Aufmerksamkeit!

#Kohlefakten