„Der EU bleiben noch 20 Gigatonnen CO2“

Scientists für Future bestätigen Berechnungen der Fridays For Future

Berlin, 02.10.2020| Die Scientists for Future (S4F) belegen in einer heute veröffentlichten Stellungnahme, dass die Forderungen der Fridays for Future (FFF) an die EU-Politik sachlich erforderlich und wissenschaftlich begründet sind, wenn die Erderwärmung auf 1.5 Grad Celsius begrenzt werden soll.

Die FFF erklären in ihrem Schreiben an die deutschen EU-politiker*innen, dass bis zum Jahr 2035 die CO2-Emissionen auf Nettonull zu reduzieren sind. Dafür ist eine Reduktion der CO2-Emissionen um 80% bis zum Jahr 2030 notwendig.

S4F-Mitglied Prof. Wolfgang Lucht erklärt dazu: „Legt man den Anteil der 27 EU-Staaten (EU27) an der Weltbevölkerung zugrunde, so ergibt sich nach Berechnungen des IPCC ein Restbudget für die EU27 von 20 Gt CO2 ab 2021, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, und dies mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 50 und 67 % – und ohne spekulativ darauf zu setzen, dass bereits emittiertes CO2 künftig in erheblichem Umfang wieder aus der Atmosphäre entfernt werden kann.“ Die Forderungen der FFF an die EU-Politik unter der deutschen Ratspräsidentschaft leitet sich damit nachvollziehbar aus der internationalen Zusammenfassung des Wissensstandes des UN-IPCC ab. S4F weist darauf hin, dass die Rechnung der FFF auch dem methodischen Vorgehen des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung zum deutschen und europäischen CO2-Budget entspricht, welches der Wissenschaftliche Beirat für Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung bereits 2009 empfohlen hatte.

Würden die heutigen CO2-Emissionen der EU27 unverändert fortbestehen, würde das von Fridays for Future geforderte EU-Budget nur noch für etwas mehr als sieben Jahre reichen, bei linearer Abnahme der Emissionen etwas mehr als 14 Jahre. Lineare jährliche Emissionsminderung in der EU27 bedeutet, dass die Emissionen, bezogen auf das Basisjahr 1990, jährlich um 6,9 % sinken müssten, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Eine Reduktion von 80 % gegenüber 1990 entspricht einem Pfad in diesem Budgetrahmen. Die EU müsste demnach spätestens im Jahre 2035 CO2-neutral sein. Die aktuell in der EU diskutierte Anhebung der Reduktionsziele für alle Treibhausgase auf -55% bis 2030 sind in diesem Kontext ein großer Fortschritt und rücken die EU näher an die Klimaziele von Paris heran, reichen aber noch nicht aus, um die von Fridays for Future geforderte und auch politisch anerkannte Grenze von 1.5 Grad einzuhalten – es sei denn, die EU27 nehmen für sich weiterhin überproportionale Emissionsrechte in Anspruch oder setzen spekulativ auf erhebliche künftige CO2 –Extraktion. Die Scientists for Future stellen fest: die Forderungen von FFF sind mit dem 1,5-Grad-Ziel bei gleichen künftigen Emissionsrechten für Alle mit den Analysen des IPCC SR15 konsistent. Sie sind damit klimawissenschaftlich begründet und beschreiben die politische wie ökonomische Herausforderung, durch den zügigen Umbau der Energieversorgung der EU27 auf 100% Erneuerbare Energie bis 2035 die Einhaltung der Klimaziele sicherzustellen.


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