Brandenburgs Energiestrategie 2040 in der Analyse der Scientists for Future
Potsdam/Berlin, 08.06.2022 | Die Fachgruppe Energie der Scientists for Future zeigt in einer aktuellen Analyse, dass Brandenburg das Potenzial hat, seine Position als Energieland, Wirtschaft- und Wissenschaftsstandort innovativ auszubauen. In ihrer Stellungnahme zu Brandenburgs Energiestrategie 2040, die sie auf Einladung des brandenburgischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Energie am 03. Juni übermittelten, zeigen sie detailliert die Mängel, aber auch die schlummernden Potenziale auf, die in der Energieplanung für die nächsten Jahrzehnte stecken.
Land im Umbruch
Das Land Brandenburg befindet sich im Umbruch. Bedingt durch das absehbare Auslaufen der Braunkohlewirtschaft, besteht Bedarf nach einer Neuplanung von Energie- und Klimapolitik. Mit seiner „Energiestrategie 2040“ und dem „Klimaplan Brandenburg“ stellt sich das Bundesland seiner fossilen Realität. Die Scientist stellen in ihrer Analyse der vorgelegten Energiestrategie fest, dass die vorhandenen Potenziale nicht ausgeschöpft werden. „Brandenburg verfügt über ein erhebliches Potenzial für Erneuerbare Energien,“ stellt Stefan Golla, Leitautor des Papiers fest. „Im Vergleich der Bundesländer lag Brandenburg noch im Jahr 2012 an der Spitze beim Ausbau der Erneuerbaren, aber mittlerweile ist es auf Platz 6 abgerutscht.“ Die Scientists-Arbeitsgruppe arbeitet heraus, dass sich für Brandenburg hier eine Zukunftschance ergibt. Golla: „Brandenburg war immer ein Energie-Exportland und kann es mit Erneuerbaren Energien wieder werden“, denn Brandenburg als Flächenland mit einer geringen Bevölkerungsdichte kann auch zukünftig andere Bundesländer wie Berlin mit Energieüberschüssen mitversorgen, wenn der Systemwechsel schnell, partizipativ und koordiniert umgesetzt wird.
Das wichtigste Bindeglied zwischen Energiestrategie und Klimaplan ist die gesetzliche Verankerung eines pariskonformen Treibhausgasbudgets in einem Klimaschutzgesetz, das aktuell im Prozess des Klimaplans Brandenburg ausgearbeitet wird. „Nur so kann eine wirksame Strategie entwickelt werden, die mit aufeinander abgestimmten Maßnahmen auch verlässlich zum notwendigen Ziel führt“, stellt Co-Autorin Rana Hoffmann fest, „Dabei müssen Luft, Böden, Wasser und Ökosysteme in ihrer Wechselwirkung gesehen werden.“ Dazu ist aber, wie die Scientists in ihrer Analyse aufzeigen, eine detaillierte Abstimmung der bisher nebeneinander her laufenden Planungen zur Energiestrategie 2040 und zum Klimaplan des Landes erforderlich.
Arbeitsplätze: Auslaufmodell Braunkohle, Zukunftwerkstatt Erneuerbare
Rund 7000 Arbeitsplätze in der Braunkohle werden mit dem absehbaren Ende der Braunkohlewirtschaft wegfallen. Mittelfristig sind auch die Erdöl- und Erdgaswirtschaft durch die Klimakrise perspektivlos. Die Zukunftsperspektive liegt auch in Brandenburg in der Nachhaltigkeit. Erneuerbare Energien sind HiTech mit einem erheblichen Bedarf an handwerklicher Arbeit bei ihrer Implementation. Aktuell herrscht hier aber ein massiver Arbeits- und Fachkräftemangel in fast allen Bereichen. Die bisherigen, an die Fossilwirtschaft gebundenen Arbeitskräfte können hier mit einer entschlossenen Umschulungs- und Ausbildungsinitiative sofort aufgefangen werden, wenn das Land jetzt die richtigen Weichen stellt und Hindernisse abbaut.
Biosprit und grüner Wasserstoff
Nicht nur die Braunkohle, sondern auch Teile der Energieversorgung aus nachwachsenden Rohstoffen müssen neu aufgestellt werden. Brandenburg nutzt Biomasse in erheblichem Ausmaß. Diese kann in einer zukünftigen Energieversorgung weiterhin eine bedeutende Rolle spielen, da sie flexibel und unabhängig von der aktuellen Witterung eingesetzt werden kann. Allerdings sind der großflächige Anbau von Energiepflanzen, wie auch eine erhebliche Entnahme von Brennholz aus den Wäldern im Sinne eines ganzheitlichen Klimaschutzes kontraproduktiv. Grüner Wasserstoff als Zukunftstechnologie wird eine wichtige, aber begrenzte Rolle im zukünftigen Energiesystem spielen.
Brandenburg hat mit einer überarbeiteten Fassung von Energiestrategie 2040 und Klimaplan die Chance, sein bisheriges Image als Braunkohleland abzulegen und zum innovativen Exportland von Erneuerbarer Energie zu werden.
Der vollständige Text S. Golla et al.: „Positionspapier zum Entwurf der Energiestrategie Brandenburg 2040, MWAE – 23.12.2021 und zum Klimaplan Brandenburg“ findet sich hier: https://zenodo.org/record/6607494 und in unserem Themenbereich Energie im Wissenszentrum