Newsletter Ausgabe 01/2024

Liebe Leser:innen,
willkommen zum S4F-Newsletter im neuen Format mit Neuigkeiten rund um die Scientists for Future.
Die Europawahlen stehen vor der Tür und der Science-O-Mat - das Wahlhilfetool zu Klimawandel und Nachhaltigkeit ist online. Im März war das Klima in der Schule Symposium (KISS) 3.0 wieder ein großer Erfolg und im April haben Scientists for Future beim Großen Preis des Umweltfestivals in Berlin mit Empfehlungen zum "Energiesparen mit Fensterfolien" den zweiten Platz gewonnen.
Weitere Themen: ein Beitrag der S4F Gießen zu: Was kostet die Versiegelung einer natürlichen CO2-Senke?, Negativemissionen und eine Sonderfahrt der Klimabahn Bremen zu besonderen Klimaorten der Stadt.

Mit klimafreundlichen Grüßen,

Euer S4F-Redaktionsteam

Science-O-Mat informiert zur Europawahl

Wahlhilfetool zu Klimawandel und Nachhaltigkeit

Die Wahl des Europäischen Parlaments steht vor der Tür und der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Die Plakate hängen an den Straßenrändern, Werbespots laufen in den Medien. Aber wofür eigentlich? Was machen die Parteien im Parlament in Brüssel und Straßburg und wie stehen wir persönlich dazu? „Klimapolitische Mechanismen und Informationen sind oft abstrakt“, findet Bernhard Eurich von den Scientists for Future — „bei der fundierten Meinungsbildung können klare Positionierungen und kurze Begründungen enorm helfen.“ Um ein entsprechendes Angebot zu schaffen, haben Mitglieder der Scientists und anderer For-Future-Gruppen gemeinsam den Science-O-Mat entwickelt. mehr lesen

Klima in der Schule Symposium (KISS) 3.0

Im Fokus: Transformation von Bildung und Wirtschaft

Ein Beitrag der Fachgruppe Schule
Der große Zuspruch zum zweiten „Klima in der Schule Symposium“ (KISS) im Herbst 2022 und die positive Resonanz auf das entstandene Videoarchiv und das Wissenszentrum der S4F-Website hat uns sehr motiviert. Deshalb hat die Fachgruppe Schule der Scientists for Future Deutschland in Kooperation mit den Teachers for Future eine Neuauflage des Symposiums im März 2024 organisiert.

Handlungsbedarf besteht nach wie vor. Die Zeit wird knapp, die Klimakrise verschärft sich. Die IPCC-Berichte der Jahre 2022 und 2023 haben dies nochmal deutlich gemacht: Das 1,5-Grad-Ziel ist schon jetzt kaum mehr zu erreichen.
Gerade hat das Umweltbundesamt im dritten Monitoringbericht zur deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel festgestellt, dass es insgesamt deutlich wärmer wird (in Deutschland schon 1,7 °C gegenüber dem Referenzzeitraum), dass Hitze- und Dürreperioden zur Regel werden und dass die Wasserverluste dramatisch sind. Extremwetterereignisse wie Waldbrände und Überflutungen nehmen dramatisch zu, die Folgen des Klimawandels lassen sich nicht mehr ignorieren.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)

Um die Klima- und Nachhaltigkeitskrise in den Griff zu bekommen, ist die Mitwirkung der gesamten Gesellschaft erforderlich. Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass das Interesse an der Umweltproblematik, auch bei den jüngeren Menschen, eher rückläufig ist. Resignation und ein Gefühl der Machtlosigkeit breiten sich demnach angesichts der stetig zunehmenden Umweltkatastrophen aus. Auch Angst vor finanziellen Belastungen und Ablehnung von Bevormundung spielen eine Rolle.

Ziel der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist es, diesem Trend entgegensteuern und nachwachsende Generationen zu informieren, ermutigen und zu aktivem Engagement für eine bessere Zukunft zu ertüchtigen.
Glücklicherweise gibt es vielfältige Anstrengungen und Projekte im Bereich der BNE. Doch von einer umfassenden Implementierung der Nachhaltigkeitsbildung in den Alltag von Schulen und Hochschulen sind wir noch weit entfernt.
Hier hat KISS 3.0 angesetzt, mit einer bewährten Mischung aus wissenschaftlichen Fachvorträgen, Informationen und Materialien von und mit Initiativen aus der wachsenden Community sowie Beispielen aus der pädagogischen Praxis. Dabei stand dieses Mal die komplette Ausbildungspalette im Fokus – von der Kita bis zur zweiten Phase der Lehrer:innenausbildung. (Videos online verfügbar: KISS 3.0 Videos).

Klima in der Schule Symposium 2024

Über 600 Anmeldungen beim dritten „Klima in der Schule Symposium“ (KISS 3.0) zeigen, dass gerade die Verknüpfung von wissenschaftlichen Informationen zum Klimawandel und Best-Practice-Umsetzungen von BNE viele Menschen interessiert. Anfang März präsentierte KISS vierzehn Vorträge, eine Podiumsdiskussion, acht Workshops und 25 Kurzvorträge.
Die fruchtbare Kooperation der Fachgruppe Schule der Scientists for Future Deutschland mit den Teachers for Future Germany kumuliert nun in einem umfangreichen Videoarchiv, das auf YouTube verfügbar ist.
Wir freuen uns nun auf viele Views dieses "Goldschatzes” an Informationen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Fokus auf die Klimakrise und ihre Verhinderung.
Wer sich noch näher über das Thema informieren möchte, schaut sich auf der Homepage der Teachers, die sich als Lobbyorganisation für BNE verstehen.
Und wer Ideen, Anregungen oder Wünsche hat, kann sich gerne mit der Fachgruppe Schule in Verbindung setzen über: kiss-info@scientists4future.org.
Wir freuen uns auch über neue Mitwirkende!
Alle Videos des virtuellen Symposiums sind online verfügbar und dürfen gerne geteilt werden: Youtube-Playlist KISS 3.0 .

Ihr sucht etwas Bestimmtes? Eine Übersicht gibts im Programm.

Aktuelles

Expression of Concern by Scientists: Rollback of EU environmental legislation and policies jeopardises the future of EU citizens (Open Letter)

In an open letter published on 29 May science associations and networks across Europe, representing many thousands of scientists, criticise European decision-makers for a series of decisions that undermine the EU’s environmental agenda and its international obligations. The scientists note that these attacks on the Green Deal not only jeopardise nature but also pose imminent risk to the … Mehr erfahren

Scientists for Future-Aktive nehmen Stellung zu Klima-Forderungen der Hungerstreikenden im Regierungsviertel

Berlin, 6. Mai 2024 | Im Berliner Regierungsviertel befinden sich weiterhin drei Menschen im Hungerstreik für eine ehrliche Klimapolitik. Scientists for Future-Aktive haben zu den Klima-Forderungen der Hungerstreikenden jetzt eine Stellungnahme veröffentlicht. Ihre wesentliche Aussage: Die Feststellungen der Hungerstreikenden, von denen sie möchten, dass sie der Kanzler ausspricht, sind wissenschaftlich solide und vernünftig. Gleichzeitig machen Wissenschaftler deutlich, dass sie diese Protestform für ungeeignet halten. Die Stellungnahme wurde von insgesamt 143 Menschen - großenteils Wissenschaftlern - unterschrieben, darunter u.a. Stefan Rahmstorf, Wolfgang Lucht, Claudia Kemfert, Volker Quaschning und Gregor Hagedorn. Zur Stellungnahme

Ausgezeichnet: Großer Preis des Umweltfestivals für S4F-Fensterfolien-Handreichung

Den zweiten Platz erzielten Scientists for Future beim Großen Preis des Umweltfestivals Ende April in Berlin. Das Forscherensemble hat eine Handreichung mit Empfehlungen zum Energiesparen mit Fensterfolien entwickelt, die für bis zu 50 Prozent Energieersparnis sorgen kann. Gerade im Berliner Altbaubestand mit vielen Doppelkastenfenstern habe diese Lösung großes Potential. Dort ließen sich bei 1,4 Millionen Fernwärmekunden (überwiegend Altbau) damit 8-12 Prozent der Heizwärme einsparen, so die Forscher.
Fenster sind in fast allen Gebäuden Wärmelecks, durch die Wärme-Energie nach außen verloren geht. Umgekehrt kann einfallende Solarstrahlung durch Fenster ins Gebäude gelangen, was im Winter zur Entlastung der Gebäude-Wärmeversorgung führen kann, im Sommer aber auch zu erhöhter Wärmebelastung. Fensterfolien sind ein Mittel, mit dem diese Wärmeverluste und -gewinne beeinflusst werden können. Das ist für Gebäude, aber auch für Mietwohnungen relevant.
Handreichung Energiesparen mit Fensterfolien

Negative Emissionen

Diskussionspapier zu einem kontrovers diskutierten Thema: Negative Emissionen - eine neue Phase der Klimapolitik zur Reduktion der globalen Erwärmung

Berlin, 4. April 2024 | Wir brauchen dringend negative Emissionen: Um das Erreichen von Kipppunkten im Erdsystem zu vermeiden, müssen nicht nur die Treibhausgas-Emissionen dringend auf Null gebracht werden, sondern wir müssen CO2 wieder aus der Atmosphäre entfernen.

Wenn wir von den heutigen 424 ppm auf 350 ppm kämen, entspräche dies gegenüber dem vorindustriellen Wert von 280 ppm einer Erwärmung um ca. 1 °C. Wie könnte der Rahmen dafür geschaffen werden und wie könnten die Abscheidung und Speicherung von CO2 aussehen? Überlegungen und Vorschläge dazu präsentieren wir im vorliegenden Diskussionspapier.
von Jörg Tremmel, Bernhard Steinberger, Sven Linow, Christian Breyer, Christoph Gerhards, Doris Vollmer, Josef Zens, Carsten Fichter, Christian Masurenko

S4F-Podcast zum Thema Negativemissionen

Folge #35: Im Gespräch mit Dr. Maria-Elena Vorrath, Forscherin am Institut für Geologie an der Uni Hamburg. Die Wissenschaftlerin erklärt, wie negative Emissionen durch natürliche Prozesse erreicht und technisch genutzt werden können und wie groß das Potential solcher Verfahren ist. Zum Podcast

Was kostet die Versiegelung einer natürlichen CO2-Senke?

Beitrag der S4F-Gießen
Die IPCC-Berichte des Weltklimarates stellen die globalen Folgen der Erderwärmung dar. Die Szenarien bleiben jedoch oft abstrakt bezüglich lokalen Handelns und den weltweiten Rückwirkungen. Allgemein akzeptiert ist hingegen die Berechnung lokaler CO2-Emissionen und deren globaler Auswirkungen: Die Erhöhung der CO2-Konzentrationen ist ein wesentlicher Motor des Klimawandels. Im IPCC-Bericht von 2022 hat daher der Weltklimarat die Kosten pro Tonne CO2-Emission ermittelt, die für verschiedene Szenarien durch Umweltschäden 2030 und 2050 bezifferbar sind.
Die globale Klimagasbelastung entsteht neben Emissionen entsprechend auch durch Wegfall von CO2-Senken.
S4F-Gießen stellte am 31. Januar 24 in einer Pressemitteilung die globalen Kosten einer begrenzten Aufhebung einer CO2-Senke durch Rodung und Versiegelung einer 4,5 ha Waldfläche im Gießener Stadtwald für eine Betrachtungszeit von 20 Jahren wie folgt fest (siehe Auszug):

… Um die echten Folgen der Versiegelung einer CO2-Senke zu ermitteln, bezieht sich S4F-Gießen auf Berechnungen des Weltklimarats (IPCC). Diesen folgend muss der Schaden pro Tonne CO2 für 2030 unter Berücksichtigung sämtlicher Umweltschäden bei 1000 US-Dollar (median) angesetzt werden, in 2050 bei 3000 US-Dollar (median) [*]. Für den Zeitraum von 20 Jahren (2025 bis 2045) werden daher 2000 US-Dollar/tCO2 als Schadenswert angesetzt. Damit beträgt der Schaden durch Rodung und Versiegelung für den hier betrachten Zeitraum rund 2 Millionen Euro. …
(Pressemitteilung S4F-Gießen, Januar 2024)

Für im IPCC-Bericht genannte mittleren Bepreisungen von CO2-Emissionen von 1000 US-Dollar (2030) bis 3000 US-Dollar (2050) pro Tonne konstatiert S4F-Gießen Kosten von 2 Millionen Euro für die Versiegelung von 4,5 Hektar Wald in Folge einer Firmengeländeerweiterung und über einen 20-jährigen Betrachtungszeitraum.
Die entstehenden externalisierten Kosten müssen von der Allgemeinheit getragen werden. Die Folgen von Versiegelung sind global und werden sichtbar als Zerstörung von Natur- und Kulturräumen durch Klimaextreme.
In Deutschland gesetzlich verpflichtenden Aufpflanzungen andernorts können nicht den Verlust ökosystemarer Funktionen ausgleichen, die sofort bei Beginn jeder Versiegelung an dem Ort des Bauvorhabens entstehen. Klimafolgeschäden – und damit Klimakosten - sind nur zu verhindern durch vorausschauende Aufforstung, durch renaturierende Entsiegelung und am einfachsten durch Vermeidung von Versiegelung.

Text: Lewe-Schlosser / Strickert, S4F-Gießen (29. April 2024)

Sonderfahrten der Klimabahn Bremen zu Klimaorten

Was hat Bremen mit dem Klimawandel zu tun?
Dieser Frage widmeten sich die Sonderfahrten der Klimabahn in Bremen am 13. März 2024. Dazu hatten die Kooperationspartner S4F, BSAG und der Agentur für Wissenschaftskommunikation (awk/jk) ein eigenes Konzept entwickelt und umgesetzt: Im Zentrum standen sogenannte Klimaorte in Bremen, die Stichworte für Kurzvorträge der zwei Moderatoren in der Bahn lieferten. Gäste waren Schüler:innen und Lehrkräfte aus verschiedenen Schulen in Stadtteilen entlang der Routen, die an festgelegten Haltestellen ein- und ausstiegen sind. weiterlesen

Scientists for future in den Medien

KlimaZeit, 12.01.2024
Scientist Sven Linow in ARD-Senderreihe: Wärmeschutz und Holzbauweise zu Negativemissionen im Baubereich
(Beitrag ab Minute 22)
Tagesspiegel, 18.04.2024
Jens Clausen (S4F) zu den Risiken von Wasserstoff-
beimischungen für bestehende Gasnetze
Kathimerini, 3.3.2024
Georg Sebastian Voelker (S4F) in Greece's leading newspaper about the path of activism of climate and environmental scientists